Wer sagt denn, dass es zum Bräteln immer schönes Wetter sein sein muss? Wenn man die richtigen Leute um sich hat, kann es auch bei verhangenem Himmel schön sein.
Das erleben wir beim Ausflug mit Bernhard Gottier und seiner Tochter Isabella. Als Ziel haben die beiden den Brätliplatz bei der Schonegg oberhalb von Schwanden ausgewählt. Von hier aus bietet sich eine wunderbare Aussicht auf den Brienzersee. «Das ist mein Lieblingssee. Jedes Mal wenn ich ihn sehe, wird mir bewusst, dass ich einen tollen Beruf habe», sagt Bernhard. Vor vier Jahren hat er seine Stelle als Bauinspektor beim Kanton angetreten. Damals habe er die Gegend um den Brienzersee kaum gekannt. Seither ist er zwei Tage pro Woche im Oberland unterwegs; «und je besser man eine Gegend kennt, desto mehr beginnt man sie zu mögen», sagt der 41-Jährige. Das gelte auch für die Menschen, die hier leben: «Manchmal brauchen sie einen Moment, bis sie einem vertrauen. Aber dann spürt man, wie gutherzig sie sind.»
Es ist Sonntagmittag. Noch reicht die Sicht vom Brätliplatz bis auf den Brienzersee, noch ist es trocken. Aber die Wolken werden immer mehr. Wir lassen uns nicht beirren und nehmen den feudalen Grill in Betrieb. Bei sonnigem Wetter ist der Andrang hier vermutlich gross, heute aber sind wir alleine. Wir feuern an, plaudern, legen Ofenkartoffeln, Wurst und Käse auf den Grill – und plaudern weiter.
Bernhard und Isabella wohnen in Bern. Die 14-jährige Isabella besucht die Sekundarschule und ist in der Freizeit oft in der Stadt unterwegs. Regelmässig verbringt sie aber auch Zeit im Emmental, auf der Moosegg. Dort ist Bernhard aufgewachsen, dort leben seine Eltern und seine beiden Brüder. Ihn seinerseits zog es in jungen Jahren nach Mexiko, wo er zehn Jahre verbrachte, schöne wie auch schwierige Zeiten erlebte. Stets hat er sich aber seine Offenheit bewahrt.
Die Fähigkeit, auf Menschen zugehen zu können, hilft Bernhard auch im Beruf. Als Bauinspektor muss er seine Einschätzung abgeben, wenn jemand ausserhalb der Bauzone bauen will. Dabei steht er quasi in der Mitte zwischen dem Gesetz, das für solche Bauten enge Grenzen vorgibt, und Leuten, die in der Landwirtschaftszone zum Beispiel ein Haus erweitern und so ihre Existenz sichern möchten. «Das Wichtigste ist, mit den Menschen zu sprechen. Zu verstehen, was sie brauchen», sagt Bernhard. «So kann man gemeinsam nach der bestmöglichen Lösung suchen.»
Als es Zeit ist zum Essen, verrät ein Blick zum Himmel: Lange wird es nicht mehr trocken bleiben. Also machen wir vorwärts. Und sind froh, dass auf dem Brätliplatz Schonegg auch ein grosser Nussbaum steht. Er hält den einsetzenden Regen etwas ab, sodass wir einigermassen trocken bleiben.
«Wollt ihr noch eine andere schöne Brätlistelle sehen?», fragt Bernhard nach dem Essen. Klar, wollen wir. Also fahren wir entlang dem Seeufer zurück in Richtung Interlaken. In Bönigen verlassen wir die A8 und fahren bergauf zur Brätlistelle Oberallmi, die 2018 ausgebaut wurde. Auch hier musste Bernhard als Bauinspektor eine Stellungnahme abgeben. Sie fiel positiv aus, zum Glück. Die Brätlistelle ist einzigartig; mit einer tollen Aussicht, einem grosszügigem Unterstand, viel Platz zum Spielen, Brennholz und sogar einem WC-Häuschen. Hier wurde bestimmt schon manches Fest gefeiert.
Aber der immer stärker werdende Regen vertreibt uns langsam… Wir fahren zurück in Richtung Heimat, legen in Faulensee aber nochmals einen Stopp ein. Im Restaurant essen wir ein Dessert und trinken Kaffee, spielen Quartett und blicken zwischendurch auf den Thunersee.
Vieles, über das wir an diesem Tag gesprochen haben, gilt nicht nur im Beruf, sondern eigentlich in allen Lebensbereichen, denken wir uns, als wir wieder zuhause sind. Mit den Menschen reden, zu verstehen versuchen, was sie brauchen, und gemeinsam das Beste aus der Situation zu machen – darum geht es doch im Leben.
Ausstattung
Die Brätlistelle Schonegg bei Schwanden besteht aus einem Cheminée, einem Brennholz-Unterstand (inklusive Altglas-Entsorgungsstelle) und einem Brunnen. Essen kann man an einem der vier Steintische. Und auf der anderen Strassenseite steht sogar ein WC-Häuschen. Für den Unterhalt sorgt die Gemeinde.
Lage
Am Waldrand, neben der Bärglistrasse.
Anreise
Mit dem Auto: Strasse von Schwanden via Oberschwanden nach Schried, Parkmöglichkeiten neben der Brätlistelle.
Mit dem ÖV: 5 Gehminuten von der Postautohaltestelle «Oberschwanden» entfernt.
Zu Fuss: Am Wanderweg Schwanden-Schried-Hofstetten.