Mit Marco von Iseltwald nach Giessbach

Dass dieser Ausflug in Iseltwald beginnt, ist alles andere als Zufall. Denn mit dem Dorf am Brienzersee ist Marco Spycher seit jeher eng verbunden. Seine Familie hat hier eine Ferienwohnung, auch die Familie seiner Freundin Vanessa ist regelmässig hier. In Iseltwald habe er unter anderem einen der schönsten Sonnenuntergänge erlebt, sagt Marco und zeigt ein Foto auf seinem Handy. Wow! (Wer das Foto anschauen möchte: Hier ist es.)

Schon als Kind ist Marco jeweils mit den Eltern von Iseltwald nach Giessbach gewandert. Heute macht er die Wanderung mit uns. Der Weg entlang dem Brienzersee ist angenehm: Es geht wenig auf und ab, man ist oft im – angenehm kühlen – Wald und hat an vielen Stellen einen wunderbaren Ausblick auf den Brienzersee. «Der See ist wunderbar grün, das gefällt mir.» Diesen Satz sagt Marco mehr als einmal an diesem Tag.

Nach gut der Hälfte des Weges erreichen wir die Brätlistelle Schwand. Hier, im Wald, hat es drei Feuerstellen und viele Bänke zum Draufsitzen. Auf einem der Bänke richten wir uns ein und machen uns auf, im Wald Brennholz zu sammeln. Dünnere Äste fürs Anfeuern, gröberes Gehölz für die Glut. Bis die Glut da ist, dauert es allerdings ein bisschen. Das ist die Gelegenheit, um sich hinzusetzen und beim Apéro über Dieses und Jenes zu philosophieren.

Zum Beispiel über den Beruf. Nach der KV-Lehre und der Berufsmittelschule machte Marco ein Praktikum bei der Berner Zeitung. Er fasste rasch Fuss. Heute arbeitet der 21-Jährige für verschiedene Ressorts, schreibt zum Beispiel über Eishockey und Fussball. Manchmal ist er fast jeden Abend und fast jedes Wochenende unterwegs. An FC-Thun-Spielen, SCB-Matches und so weiter.

Während der Corona-Pandemie fielen die Sportveranstaltungen praktisch von einem Tag auf den anderen aus. Das sei auch für sein Leben eine Umstellung gewesen, sagt Marco. Die ganze Sache habe aber auch ihre guten Seiten: «Man nimmt sich auch mal Zeit, daheim zu bleiben. Bewusster zu leben. Sich Gedanken über die Zukunft zu machen.»

Die ferne Zukunft kennen wir alle nicht. Die nahe allerdings schon: Die Glut ist längstens da, das Grillgut bereit zum Essen.

Möglichst einfach solle das Bräteln sein, hat Marco schon vor dem Ausflug gesagt. Das gilt auch fürs Essen. Ein Cervelat, ein Weggli und ein paar Gemüsesticks reichen ihm völlig fürs Zmittag. Wir sehen das genauso, nur dass wir Bratwurst statt Cervelat dabei haben.

Ach, wir könnten den ganzen Tag hier sitzen, essen, Kaffee trinken (über dem Feuer gebraut schmeckt er am besten) und plaudern. Doch wir müssen weiter. Schliesslich sind wir noch nicht am Ziel unserer Wanderung respektive unseres Spaziergangs. Nach weiteren etwa 45 Minuten zu Fuss erreichen wir die Schiffstation Giessbach. Hier macht es sich der eine Teil unserer Gruppe gemütlich und spielt Quartett. Die anderen nehmen den Weg hinauf zu den Giessbachfällen in Angriff. Es würde auch eine Standseilbahn hinauf fahren – erst noch die älteste der Schweiz. Wir entscheiden uns aber für einen Fussmarsch. Dieser dauert gut 20 Minuten. Oben angekommen stellt man fest: Jeder Schritt hat sich gelohnt.

Pro Jahr kommen rund 200’000 Besucherinnen und Besucher zu den Giessbachfällen. Hier erleben sie ein eindrückliches Naturschauspiel. Es hat insgesamt 14 Wasserfälle, einen 22 Hektaren grossen Park und das Grandhotel, das mit seiner Bauweise und den Türmchen irgendwie an ein Märchenschloss erinnert. Der Park gehört der Stiftung «Giessbach dem Schweizervolk», die auch die Standseilbahn betreibt.

Bei den Giessbachfällen zu stehen, ist an einem warmen Tag wie diesem doppelt erfrischend. Wir geniessen es, lassen das Rauschen des herabstürzenden Wassers auf uns wirken. Dann machen wir uns auf den Rückweg hinunter zur Schiffstation. Hier fährt um punkt 16.51 Uhr das Dampfschiff Lötschberg ein. Unglaublich, wie viele Leute auf dem Schiff sind. Wir finden trotzdem noch ein Plätzchen, blinzeln in die Abendsonne – und fahren auf dem grünen See zurück nach Iseltwald.

Ausstattung
Die Brätlistelle Schwand besteht aus drei verschiedenen Feuerstellen mit Rosten, darum herum hat es zahlreiche Sitzbänke. Tische fehlen. Brennholz kann man im Wald zusammensammeln.

Lage
Im Wald über dem Brienzersee-Ufer.

Anreise
Zu Fuss: Am Uferweg Iseltwald-Giessbach.
Mit dem ÖV: Je rund 45 Gehminuten von der Postautohaltestelle „Iseltwald Dorfplatz“ sowie von den Schiffanlegestellen „Iseltwald“ und „Giessbach“ entfernt.
Mit dem Auto: Nicht erreichbar. Öffentliche Parkplätze in Iseltwald benutzen, den Rest zu Fuss.