Mit Stephanie und Fabian auf dem Chutz

Bräteln kann vieles sein. Genuss. Erholung. Abenteuer. Und im Fall von Stephanie Jungo (29) und Fabian Blaser (32) ist es auch eine Reise in die Vergangenheit.

Die Reise führt nach St. Antoni, einer Gemeinde mit 2000 Einwohnern im Freiburger Sensebezirk. Hier ist Stephanie aufgewachsen. Wenn ein Bräteln mit der Schule oder der Saisonabschluss der Jugendriege anstand, dann war das Ziel meistens: der Chutz. Die Brätlistelle am höchsten Punkt der Gemeinde. Als 16-Jährige sei sie letztmals hier gewesen, erzählt Stephanie. Damals habe in der Region ein grosses Turnfest stattgefunden. Ein Kantonales? Sie erinnert sich nicht mehr genau. Fabian zückt das Handy und findet heraus: Es muss das «Sportfest der Freiburgischen Turn- und Sportunion» 2007 gewesen sein. Jedenfalls gingen Stephanie und Co. via Chutz zum Festgelände, und sie erinnert sich noch gut: «Ich durfte an jenem Tag zum ersten Mal offiziell Bier trinken.»

serie_chutz_8758

Auf dem Chutz angekommen, sammelt Fabian im Wald Brennholz und macht Feuer. Stephanie geht zur Panoramatafel und blickt in die Weite. «Ich war mir nicht mehr bewusst, wie weit man von hier aus sieht», sagt sie. Die Freiburger Alpen mit Kaiseregg und Moléson, die Berner Alpen, das Gantrischgebiet. Phantastisch! «Und dort unten» – sie zeigt zum südlichen Dorfrand von St. Antoni – «dort bin ich aufgewachsen.»

Stephanie erzählt von ihren Erlebnissen auf dem Chutz. Vom «Tutteli fungge» zum Beispiel, einer Art Versteckspiel, das hier trefflich praktiziert werden konnte. Mit der Zeit wurden die Ausflüge hierhin aber seltener. Lieber fuhr die Jugendclique mit dem Töffli herum – auf den Sportplatz «gah Schutte gugge» oder in die Nachbardörfer Alterswil und Heitenried «fürds Gugge, was so luuft». Später orientierte man sich beim Ausgang in Richtung Stadt Freiburg. Das ist der Lauf der Zeit, in St. Antoni ebenso wie in jedem anderen Dorf. Man wird älter, studiert, zieht von daheim aus.

Heute wohnen Stephanie und Fabian in der Stadt Freiburg. Sie arbeitet als Journalistin, er, der gebürtige Zürcher, ist Lehrer. Seit fünfeinhalb Jahren sind die beiden ein Paar, heute gehen sie zum ersten Mal gemeinsam bräteln. Von fehlender Routine ist aber nichts zu spüren. Fabian legt die mitgebrachten Spiessli auf den Grillrost, Stephanie packt den am Morgen vorbereiteten Hörnlisalat aus. Gemeinsam setzen wir uns an den grossen Holztisch mit dem eingeschnitzten Gemeindewappen von St. Antoni. Dann wird es still. Ein gutes Zeichen: Das Essen schmeckt, der Rotwein tut es ebenso.

Der Tisch steht direkt an der Sonne. Am Nachmittag, nach dem Dessert, kommt allmählich der Schatten. Die Corona-Krise habe auch ihre positiven Seiten, philosophiert das Paar. «Wir sind viel wandern gegangen in dieser Zeit.» Nicht nur in die Berge, sondern auch in Gebiete, die von der Haustüre aus erreichbar sind. Dabei haben Stephanie und Fabian schon einige schöne Flecken kennengelernt. Oder Orte wiederentdeckt, die vorübergehend etwas in Vergessenheit geraten sind. Zum Beispiel den Chutz.

Ausstattung
Der Brätliplatz besteht aus einem gemauerten Grill, einem grossen Picknicktisch und weiteren kleineren Tischen. Sollte der Andrang hier zu gross sein, ist am Waldrand im Hubelholz eine zweite Feuerstelle eingerichtet. Dort hat es ebenfalls mehrere Tische, ein Brennholzdepot – und eine schöne Aussicht auf den Jura.

Lage
Am Waldrand oberhalb des Weilers Obermonten.

Anreise
Zu Fuss: Am Wanderweg St. Antoni-Chutz-Obermonten-Alterswil.
Mit dem ÖV: Bushaltestelle „St. Antoni Dorf“, 45 Minuten dem Wanderweg folgen.
Mit dem Auto: In St. Antoni oder Obermonten parkieren, den Rest auf dem Wanderweg.